Alexej Tschernschitz hat in den letzten 17 Monaten seines Lebens über 1200 Bilder mit dem Computer gestaltet. Diese Bilder sind sein Vermächtnis. Das Vermächtnis eines Lebens, das einerseits von seiner Krankheit, andererseits aber auch von seiner menschlichen und seelischen Größe geprägt war, die kaum begreifbar ist. Nicht ein einziges Mal hat er sich in seinem Leben über irgendwas beklagt! Kein einziges Mal! Auf die Frage "Wie geht`s?" kam immer die Antwort "Gut." Die letzten Jahre wog er keine 15 Kilogramm. Seit etwa 2015 benötigte er rund um die Uhr ein Beatmungsgerät. Ab diesem Zeitpunkt konnte er sein Zimmer nicht mehr verlassen. Seine Hand konnte er nur wenige Millimeter bewegen. Die Nahrung nahm er die letzten Jahre als Brei über einen Strohhalm zu sich. Die Fähigkeit zu gehen verlor er mit 7 Jahren. Trotz all dieser Einschränkungen sind seine Bilder von einer Offenheit und Weite durchdrungen, die nachdenklich stimmen und demütig machen. Ach welche Möglichkeiten haben wir im Leben...
Wenn Bilder Abdrücke der Seele sind, dann war seine trotz allem oder gerade deshalb eine der tiefsten und wärmsten.
Mögen Alexej`s Bilder Symbole für einen Optimismus sein, der ihm fast eine zweite Natur war der auch uns vieles erleichtert hat und mögen sie zudem Symbole darstellen für unsere fast unbeschränkten inneren Möglichkeiten und Stärken.
Alexej ist am 6. Mai 2020 im 33. Lebensjahr verstorben.
Das sagte er über sich selbst.
Ich bin Alexej Tschernschitz und leide an einer Muskelerkrankung.
Eine spezielle Computermaus ermöglicht mir aber, mich künstlerisch zu betätigen und mich somit auszudrücken.
Meine Bilder stellen eine Verbindung meiner Innenwelt zur Außenwelt dar, die ich als Kind kennengelernt habe.
Die Maus ist heute mein Malpinsel. Meine Bilder sind Resultate meiner Phantasie.
Sie sind Brücke zwischen meiner und eurer Welt. So bin ich auch dort, wo ihr seid. Meine Kunst bedeutet für mich Entgrenzung, Beweglichkeit, Erweiterung und Grenzenlosigkeit.
1988 ∞ 2020